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Dirk Kühne

Studium in Deutschland [0] - 05.07.2025

Zunächst ein herzlicher Dank an die Redaktion von GAUDEAMUS, dass ich einen Artikel für eure Zeitschrift verfassen darf.

Ja, wo soll man da am Besten anfangen. Ich will ja möglichst etwas Sinnvolles schreiben ohne zu sehr ins Detail zu gehen oder jemanden zu langweilen….

Also habe ich mich entschieden zunächst mal kurz etwas über meinen Alltag an meiner Hochschule und anschließend etwas über die Studienmöglichkeiten von Studenten aus dem Ausland aus Sicht eines deutschen Studenten zu schreiben.

Ich kenne viele Leute aus aller Welt. Entweder bin ich Ihnen in meinem Leben auf Reisen und Ausflügen, an meiner Uni oder aber irgendwo online wie z.B. myspace begegnet.

So hat mich in diesem Fall eure Kollegin Victoria auf euer Uni-Magazin GAUDEAMUS aufmerksam gemacht ;-) Da ich ja als Maschinenbaustudent nicht allzu viel zu tun habe, habe ich mich dann dazu entschlossen einen kleinen Artikel für eure Zeitschrift zu schreiben. Um dem Namen eures Magazins als alter Lateiner möglichst gerecht zu werden, will ich also versuchen „fröhlich zu sein“ und einen ebensolchen Artikel zu schreiben, hmmm… mal abwarten ;-)

Also ich heiße Dirk und studiere in Wolfenbüttel, einer ca. 60000 Einwohner Stadt in Mitteldeutschland nördlich des Harzes, an der University of Applied Sciences Maschinenbau.

Mein Studenten-Alltag sieht meist so aus, dass der Wecker morgens um halb sieben klingelt und meinen Tag einläutet. Nach dem obligatorischen Frühstück und all den Sachen, die man morgens so macht, schwinge ich mich in mein Auto und fahr zu Hochschule.

Obwohl ich meine Uni schon sehen kann, wenn ich nur aus dem Fenster schaue, bin ich meistens mit dem Auto unterwegs, da ich oft zwischen Fachbereich, Bibliothek, Sprachenzentrum, und zu Hause hin und her pendele und dies auf den Tag gesehen viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, wenn ich das alles zu Fuß machen müsste.

Nach einer allmorgendlichen aufregenden Parkplatzsuche an der Hochschule angekommen, meist komme ich immer sehr zeitnah zu den Vorlesungen, sprich auf den letzten Drücker, begrüße ich erstmal meine Mitstudenten, oder wie es so schön heißt Kommilitonen, denen ich auf meiner alltäglichen Suche nach dem richtigen Hörsaal begegne. Endlich den richtigen Raum und Platz gefunden, beginnt auch schon die Vorlesung.

Als Maschinenbauer hört man überwiegend Vorlesungen aus den Bereichen der Technischen Mechanik, Elektrotechnik, Antriebstechnik sowie der Informatik und Mathematik. Natürlich gibt es noch viele weitere Gebiete, aber diese alle aufzuzählen, würde wohl ein wenig zu lange dauern ;-) Ein Vorlesungsblock dauert bei uns, genau wie in fast allen deutschen Universitäten, immer genau 90 Minuten und meistens habe ich so zwischen 5 bis 6 Blöcke täglich ;-) Vormittags habe ich auch öfters Labortermine in verschiedenen Bereichen wie z.B. Fertigungs- und Antriebstechnik usw.

In den freien Zeiten zwischen den einzelnen Vorlesungen unterhalten sich die Studenten meistens über all die Probleme, die man so hat, und wie schwer das Studentenleben doch in Wirklichkeit ist. Nachdem man sich dann gegenseitig beruhigt und versichert hat, dass alle anderen die gleichen Probleme z.B. in Mathematik oder Thermodynamik haben, begibt man sich wieder voller Zuversicht in die nächste Mathematik-Vorlesung ;-)

Später dann, so gegen Mittag, gibt es hin und wieder, wenn man die Zeit findet, eine mittelmäßige, aber recht günstige Mahlzeit in der Mensa. Bezahlt wird hochschulweit ausschließlich bargeldlos über RFID-Chipkarten mit Guthabenkonto. Dies gilt für alle Transaktionen, egal ob an Kopiergeräten, der Cafeteria, Mensa, usw.

Nachmittags geht dann das Vorlesungs- und Tutorien-Programm, also Lernveranstaltungen zu einzelnen Fächern mit besonders hohen Durchfallquoten von über 90% und höher, weiter.

Nach all diesen Unterrichtseinheiten so gegen späten Nachmittag oder frühen Abend schwing ich mich wieder in mein gutes altes Auto und fahr nach Hause.

Tja, zu Hause angekommen, schalte ich erstmal mein Notebook ein, check meine E-Mails, lösche meine 100+x Spam-Mails und begebe mich ans Essen zubereiten…

Nicht dass, jetzt schon alles ‚gegessen’ wäre, eigentlich müsste man ja jetzt erst anfangen richtig Unterrichtsstoff aufzubereiten und zu lernen. Aber meistens habe ich da nachts nicht mehr so die Nerven für ;-) Deshalb wird eher mal im Internet gesurft oder der Fernseher eingeschaltet. Nur in Notfällen, wie einem Abgabetermin für einen Labor-Bericht oder eine Projektarbeit werden mal zwei oder drei Nächte durchgezogen. Auf Dauer hält man das jedoch kaum durch, deshalb heißt es auch jede freie Minute entspannen und z.B. einen Artikel für GAUDEAMUS schreiben ;-)

Besonders interessant dürfte für Studenten aus dem Ausland sein zu erfahren, dass wir an meiner Universität auch sehr viele ausländische Studierende haben. Die meisten von Ihnen kommen aus dem asiatischen Raum, sprich China, Japan und Co.

Wir haben allerdings auch eine ganze Zahl russischer bzw. deutsch-russischer Studenten. Die allermeisten absolvieren ihr gesamtes Studium bei uns. Es ist jedoch auch mögliche nur ein oder zwei Auslandssemester als Gast-Dozent bei uns zu verbringen. Organisiert wird das Ganze über das International Büro. Oft gibt es dabei Stipendien und Studienzulagen von ERASMUS, einem Förderprogramm für ausländische Studenten.

Wichtige wäre noch zu erwähnen, dass bei uns wie in fast ganz Deutschland an Hochschulen grundsätzlich nur in deutscher Sprache unterrichtet wird. Es gibt bilinguale Studiengänge, bei denen die Vorlesungen auch ganz oder nur zum Teil in einer oder mehreren Fremdsprachen gehalten werden. Zu den gängigen Fremdsprachen in Deutschland zählen allerdings ausschließlich englisch, französisch und seit neuestem spanisch. Ich selber absolviere gerade einen Spanischkurs für mein Studium.

Mit Russisch alleine wird man an den allermeisten deutschen Hochschulen nicht sehr weit kommen. Es ist daher unabdingbar für einen längeren Studienaufenthalt in Deutschland gut deutsch zu sprechen und vor allem auch zu verstehen!!

Weitere Sprachkenntnisse besonders in englisch sind ebenfalls sehr wichtig, da manche Professoren ihre Vorlesungen grundsätzlich nur auf englisch halten.

Leser aus Russland dürften überrascht sein, dass obwohl keine oder kaum Vorlesungen bei uns auf russisch gehalten werden, viele der Professoren, die damals in der ehemaligen DDR studiert haben und heute bei uns unterrichten, sehr gut russisch sprechen und verstehen. In der ehemaligen DDR wurde nämlich schon in den Schulen im Vergleich zu Westdeutschland russisch statt englisch gelehrt.

Nichtsdestotrotz möchte ich jeden Studenten in Russland ermutigen ein Semester im Ausland zu verbringen. Wenn auch nicht zwangsläufig bei uns in Deutschland, so gibt es doch zumindest in Europa genügend Orte an denen sich ein Studienaufenthalt, vielleicht im Rahmen einer Exkursion lohnt. Meine Hochschule veranstaltet so z.B. regelmäßig Look & See Trips in alle Welt zu Partnerhochschulen, wie Alcoy in Spanien, Coventry in England und auch zu anderen Universitäten z.B. nach China oder Mexiko.

Einmal hat auch eine Exkursion zu einer Fertigungsfabrik nach Russland stattgefunden. Diese Fabrik war wohl Vorreiter im Fertigungsverfahren der Explosionsumformung!!

Ansonsten ist zu sagen, dass die deutsch-russischen Beziehungen aus meiner Sicht ganz entspannt und normal sind. Es gibt keinen Grund den Kontakt zum Ausland zu scheuen oder sich nicht wenigstens mal dahingehend zu informieren. Es lohnt sich immer auf die eine oder andere Weise ;-)

Ich möchte diesen Artikel nun erstmal schließen, da heute Abend schließlich das Fussball-Länderspiel zwischen Deutschland und Russland für die WM-Qualifikation stattfindet.

Ich wünsche allen Lesern von GAUDEAMUS eine schöne Zeit!!

GER, den 11.Oktober 2008 by Dirk Kühne

Youth |11.10.2008 | Views: 1343
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