|
Sergej Tschurkin
Aus Serbien nach Russland [2] - 22.01.2025
Liebe Gaudeamus-Leser,hiermit moechte ich Ihnen (leider erst mit einer Anderthalb-Monate-Verspaetung) meine Eindruecke von der Serbien-Reise am 06-09.11.2008 vorstellen. Fuer mich wurde diese einmalige Journalistenrecherche dank dem Alumni-Netzwerk des Marion-Graefin-Doenhoff-Programms moeglich. Als Stipendiat des genannten Fortbildungsprogramms aus dem Jahre 2004 moechte ich es der besonderen Aufmerksamkeit aller jungen deutschkundigen osteuropaeischen Journalisten (http://www.ijp.org/doenhoff.html) empfehlen. Es bietet begabten Kollegen ein zweimonatiges Praktikum an einem deutschen Medium und seinen Absolventen – Recherchereisen in verschiedene europaeische Regionen von besonderem journalistischen Interesse. Die letzte ging nach Serbien – von der ich Ihnen nun gerne berichten moechte.
Erster Teil
Es ist bekannt, Serbien von heute ist eine der festen Stuetzen des aktuellen russischen Weltbildes. Die generelle Vorstellung davon ist klar und einfach: das kleine orthodoxe Slawenland, seit Jahrhunderten durch verwandte Sprache, Kultur und Geschichte mit Russland verbunden, geriet wegen des Kosowo-Konflikts unter westlichen Druck, kaempfte dagegen, wurde dafuer bestraft, geteilt und wird jetzt durch die Nato und die EU weiter erniedrigt und gedemuetigt.
Mein erster Serbien-Eindruck war dagegen ueberaus positiv und angenehm. Im Nikola-Tesla-Flughafen stempelte der Grenzschutz kurzerhand ab, ohne in die obligatorische Einladung zu schauen. Im Korridor laechelte mich von einer riesengrossen Werbung Juri Gagarin an.
weniger angenehmes Gefuehl vermittelte mir ein Belgrader Taxifahrer. Fuer eine Zehn-Minuten-Fahrt zum Hotel wollte er einen richtig Moskauer Preis von 30 Euro. Unterwegs erzaehlte er von seinem schweren Leben, wo ehrliche Maenner aus Kostengruenden sogar auf Ehefrauen verzichten muessen. Fuer einen russischen Journalisten hatte mein serbischer Freund eine interessante politische Prognose. Wenn Russland wieder seine alte Staerke hat, erklaert es der Nato einen Krieg und gewinnt Kosowo fuer Serbien zurueck. Ob der Kreml und das patriotische russische Publikum davon etwas wissen?
Das Hotel Zlatnik im Belgrader Bezirk Zemun erinnerte mich an die UdSSR: die Rezeption beschlagnahmte meinen Reisepass “zur Registrierung” und haendigte eine “Karte des Gastes” aus. Der nette Tuersteher schwor, dass es in der serbischen Metropole keine Busverbindungen gibt, und empfahl deswegen die Bestellung eines Taxis – zum obenerwaehnten Tarif. Souveniere, so der Portier, koennten nur im Stadtzentrum erworben werden, das Zentrum ist wiederum nur mit dem Taxi zu erreichen etc… Nach all den Informationen fuehlte ich mich als ein westlicher Auslaender in Moskau, von dem nun Einheimische verdienen koennen und muessen.
Von Sergej Tschurkin
Total comments: 2 | |
| |