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Pia Gram
Polens Präsident Kaczynski tot [0] - 22.01.2025
Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist bei einem Flugzeugabsturz im westrussischen Smolensk ums Leben gekommen. Er war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im russischen Katyn.Präsident Lech Kaczynski kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben
Beim Absturz eines Flugzeugs am Samstag (10.04.2010) mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord sind nach Angaben der russischen Behörden alle Insassen ums Leben gekommen. Es gebe keine Überlebenden, sagte der Gouverneur von Smolensk im russischen Fernsehen. An Bord waren nach unterschiedlichen Angaben zwischen 85 und 132 Menschen.
Der Sprecher des Außenministeriums in Warschau, Piotr Paszkowski, sagte dem polnischen Fernsehsender TVN24, an Bord der russischen Tupolew 154 seien neben dem Staatschef und dessen Ehefrau Maria Mackiewicz auch der der polnische Zentralbankchef Slawomir Skrzypek, Armeechef Franciszek Gagor sowie der stellvertretende Außenminister Andrzej Kremer gewesen.
Absturzsache unklar
Warum das Flugzeug abstürzte, ist bislang unklar. Offenbar herrschte zum Zeitpunkt des Absturzes um 10.50 Uhr Ortszeit (8.50 MESZ) Nebel. Nach Angaben von Gouverneur Antufijew streifte das Flugzeug Baumwipfel, als es auf einem Flughafen außerhalb von Smolensk landen wollte. Es sei in mehrere Stücke zerbrochen, sagte er telefonisch dem russischen Fernsehen. Die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete unter Berufung auf Rettungskräfte, das Flugzeug sei nur wenige hundert Meter entfernt von der Landebahn des Flughafen Sewerny abgestürzt. Das russische Fernsehen zeigte Bilder des brennenden Wracks in einem Wald.
Nach dem polnischen Regierungschef Donald Tusk wollte auch Kaczynski mit seiner Frau und einer Delegation zum Gedenken an das Massaker an etwa 22.000 Polen im Zweiten Weltkrieg nach Katyn reisen. Die Teilnahme an den Gedenkfeierlichkeiten in der Nähe von Smolensk teil sollte keinen offiziellen Charakter haben.
Tusk hatte am Mittwoch gemeinsam mit Putin der Opfer gedacht, nachdem er von diesem offiziell eingeladen worden war. Bislang waren Regierungsvertreter aus Warschau nur auf private Initiative nach Katyn gereist. Die sowjetische Geheimpolizei hatte 1940 rund 22.000 Polen hingerichtet, deren Leichen in den Wäldern bei Katyn verscharrt wurden.
Der russische Präsident Dmitri Medwedew wurde sofort über den Absturz südlich der Stadt Smolensk informiert.
Vom Kinderstar zum Staatsoberhaupt
Lech und sein Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski wurden am 18. Juni 1949 in Warschau geboren. Landesweit bekannt wurde Lech Kaczynski bereits im Alter von zwölf Jahren. Der blonde, sommersprossige "Lechek" war zusammen mit Jaroslaw Kinderstar in Kino-Märchenfilmen.
Ihre Eltern kämpften während des Zweiten Weltkrieges im Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung. Der gläubige Katholik Lech Kaczynski studierte Jura und ging in die Politik. Als polnische Arbeiter gegen die kommunistischen Machthaber die Gewerkschaft Solidarnosc durchsetzten, unterstützte er den Arbeiterführer Lech Walesa.
Zusammen mit seinem Bruder Jaroslaw gründete er die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Er trat für einen starken Staat ein und betonte nationale Werte. Von 2000 bis 2001 war Lech Kaczynski Justizminister. Nachdem er 2005 zum Staatspräsidenten gewählt wurde, galt Polen als die "Zwillingsrepublik": Sein ihm zum Verwechseln ähnlicher Bruder Jaroslaw amtierte von 2006 bis 2007 als Ministerpräsident. Lech Kaczynski wurde 60 Jahre alt.
Lech Kaczynski war seit 1978 mit seiner früheren Studienfreundin Maria verheiratet. Das Paar hat eine Tochter.
Merkel und Westerwelle tief bestürzt
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle haben sich tief schockiert über den Tod von Polens Präsident Lech Kaczynski geäußert. Sie sei "zutiefst bestürzt", erklärte Merkel. Westerwelle sagte, dies sei "eine tragische Stunde" für das Nachbarvolk, sagte er am Rande seines Südafrika-Besuchs in Kapstadt. Mit Kaczynski und weiteren Opfern der "fürchterlichen Tragödie" verliere auch Europa Persönlichkeiten, auf die man habe bauen können, "wenn es darauf ankam". Auch für Deutschland sei dies jetzt ein Moment, "um innezuhalten". Die Deutschen seien den Polen in dieser Stunde tief verbunden. Er selbst habe Kaczynski als sehr klugen und energischen Gesprächspartner kennengelernt. Deswegen gehe ihm dessen Tod persönlich auch sehr nahe, sagte Westerwelle.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp, apn)
Redaktion: Annamaria Sigrist
Source: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5452580,00.html
Society |10.04.2010 | Views: 1504
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