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Elena Albutova
Show off Freaks: «Jede freie Minute für Musik» [1] - 22.01.2025
Am 12. Juni fand in Uljanowsk unter dem Motto «Jugend der beiden Länder vereinigt euch!» ein internationales Jugendtreffen «Rock auf zwei Sprachen» statt. Zum Tag der Stadt bekamen die Einwohner ein Konzert der Skatepunk-Band «Show off Freaks» aus Deutschland geschenkt.So reich wurde die Region seit der Gründung des Gebiets Uljanowsk am 19. Januar 1943 noch nie beschenkt. Das alles war möglich dank der Robert Bosch Kulturmanagerin Birte Palder, die seit September 2009 zum interkulturellen Austausch zwischen ihrer Heimat und der Region Uljanowsk beiträgt, und der Leiterin des Deutschen Jugendklubs “Sieben Winde” in Uljanowsk, Maria Davydova. Vom 9. bis 14. Juni 2010 fanden deutsch russische Rockbegegnungen mit der Band «Show off Freaks» aus Brandenburg statt.
Toni Illing, Stefan «Schreibi» Schreiber und Robert «Laabsi» Laabs aus der Skatepunk-Gruppe «Show off Freaks» und die Rockband «NeFreeT» aus Uljanowsk, in Person von Aleksej Degtjarjow, Brüder Pawel und Aleksej Wiklein (Виклейн), rockten am 12. Juni Uljanowsk.
- Hallo Guys! Herzlich willkommen in Uljanowsk! Wie geht es Euch?
Schreibi: Sehr gut!
Alle lachen freundlich und zufrieden...
Laabsi: Sehr schön!
Tobi: Alles ist gut!
- Ihr seid zum ersten Mal in Russland. Eure Eindrücke?
S: Ja, es ist wirklich sehr schön hier. Wir wussten vorher gar nicht so genau, was uns erwarten würde, aber wir sind total begeistert. Sehr viele nette Menschen, die hier sehr viel Spaß haben.
L: Wir haben viel über die Stadt und über die Kultur der Stadt gelernt.
- Wirklich?
S: Ja, wir waren gestern im Leninmuseum.
- Naja, es klingt spannend! Wisst ihr, wer Lenin ist?
- Mmm, ja! Lachen.
S: Lenin war Revolutionär und hatte, wenn ich gestern richtig aufgepasst habe, fünf Geschwister...
- Das ist keine Abfrage. Keine Sorgen! Was habt Ihr noch für Eindrücke gewonnen?
L: Alles ist sehr groß hier. Russland ist ein riesiges Land. Um von einem Ort zum nächsten zu kommen, muss man ewig weit fahren. Ganz andere Distanzen als bei uns. Hier Dorf, da Dorf, Dorf, Dorf...
T: Autos faszinieren! Teilweise wie die Leute hier fahren. Es scheint alles sehr chaotisch abzulaufen…. Heute hatte jemand eine Panne und ist mitten auf der Strasse angehalten, um sein Auto zu reparieren. Für uns ist es total interessant.
S: In Deutschland muss sich jeder im Auto anschnallen. Ohne Anlaß!
- Unsere Welt ist voll mit Stereotypen. Welche hattet ihr vorher über Russland, welche davon haben sich als richtig und welche als falsch erwiesen?
T: In Deutschland weiß man, dass die Russen sehr gastfreundlich, offen und sehr herzlich sind. Das merkt man hier auch, dass man von jedem total freundlich begrüßt wird. Der Tisch ist immer reichlich gedeckt.
S: Auch Leute, die nicht viel Geld haben, bemühen sich trotzdem es den Gästen an nichts fehlen zu lassen.
- Was sagt Ihr über Wodka und die Stereotype, dass die Russen viel trinken oder in Russland die Bären frei auf der Straße herumlaufen?
S: Wodka hat sich schon bestätigt. Am ersten Abend haben wir gleich von ein paar Mädels eine Flasche Wodka geschenkt bekommen.
T: Was die Bären betrifft….wir haben keine gesehen (Anmerkung von Autor: anders konnte es nicht sein!), aber dafür freilaufende Kühe. So was sieht man in Deutschland nicht. Dort sind alle Tiere eingezäunt.
- Ihr arbeitet jetzt an Euerem neuen Album. Ist es schon fertig?
S: Inzwischen fast fertig. Wir sind schon lange dabei. Wir haben im letzten Jahr mit den Aufnahmen begonnen und uns viel Zeit genommen, damit das Album gut wird. Wir haben viel ausprobiert und experimentiert. Das kostet Zeit.
- Habt ihr Vorbilder oder Musikrichtungen, die Eure Musik beeinflussen oder habt ihr Euren ganz eigenen Stil?
S: Wir machen das, was uns gefällt. Probieren vieles aus. Wenn wir das und das wollen, machen wir es.
L: Die Grundmusik aber ist Skatepunk.
- Eure Zukunftspläne?
Die Jungs denken eine Weile nach.
T: Wir wollen auf jeden Fall mit dem Album, das bald rauskommt, erfolgreich sein. Wir möchten viel auftreten, viele Konzerte spielen, verschiedene Leute, verschiedene Länder und Kulturen kennenlernen. Es wäre klasse, wenn das Album gut bei den Leuten ankommt und sie unsere Musik mögen.
L: Und parallel arbeiten bzw. studieren wir noch.
- Was studiert ihr?
S: Ich studiere Verfahrenstechnik und die beiden machen eine Ausbildung.
L: Ja, ich mache eine Ausbildung zum Mechatroniker.
T: Ich mache eine Ausbildung zum Vermessungstechniker. Kartographie.
- Wie schafft ihr es, das alles unter einen Hut zu bekommen?
S: Wir wissen einfach, was uns wichtig ist.
L: In der Woche arbeiten wir und am Wochenende machen wir Musik.
S: Wir nutzen jede freie Minute, um zu proben. Unter der Woche bleibt leider wenig Zeit.
- Mit welcher Band würdet ihr gerne mal zusammen auftreten?
S: Mit allen großen Bands, die wir auch gerne hören.
T: Rise Against, Toten Hosen, Blink 182 und andere. Das sind unsere Vorbilder.
- Seid ihr schon populär in Deutschland?
S: Der ein oder andere kennt uns schon (grinst). In gewisser Weise sind wir schon bekannt. Dort, wo wir mal gespielt haben, kennt man uns.
T: Wir arbeiten an uns und versuchen viele Leute zu erreichen.
S: Letztes Jahr haben wir über 40 Konzerte in Deutschland gespielt, fast jedes Wochenende.
T: Wir haben den Plattenvertrag mit dem Verein Kreuzberger Musikalischen Aktion e. V. (KMA, Berlin) gekriegt und sie unterstützen uns. Unser Manager Paco bringt unser Album raus, macht Werbung für uns, begleitet uns.
S: Wir traten mit «Jennifer Rostock» zusammen auf.
T: Das ist eine sehr bekannte Band in Deutschland. Sie haben jetzt ein neues Album rausgebracht und sind damit auf Tour gegangen. Wir durften als Vorband in Potsdam dabei sein.
L: Es war echt super!
Im Cafe, wo wir das Interwiew geführt haben, lief das Lied «Satellite» von Lena Meyer-Landrut aus Deutschland, mit dem sie den Eurovision Song Contest 2010 gewann. Auf die Frage: «Möchtet ihr den Eurovision Song Contest erobern?» bekommen wir eine ganz kurze knackige Antwort: «Andere Ziele».
- Heute Abend tretet ihr zusammen mit der Uljanowsker Band «NeFreeT» auf. Man feiert heute in Uljanowsk den Tag der Stadt und den Tag Russlands. Was erwartet ihr?
S: Viele Leute. Wir hoffen, dass den Leuten unsere Musik gefällt, dass wir ein cooles Konzert spielen und danach Party machen.
- Warum seid ihr hier?
S: Erstmal möchten wir viel rumkommen und in verschiedenen Ländern spielen, viele Menschen kennenlernen und vielen Leuten unsere Musik zeigen.
- Wieviel Länder habt ihr schon mit Konzert besucht?
L: Bisher nur die Schweiz. Wir waren sehr viel innerhalb Deutschlands unterwegs. Das kommt jetzt alles.
T: Deutschland und die Nachbarstaaten werden wir wohl im nächsten Jahr im Rahmen unserer Tour bereisen.
- Drei Assoziationen zu eurem Aufenthalt in Uljanowsk?!
Die Jungs lächeln und denken nach.
- Lasst Euch Zeit.
- Ja, viele Assoziationen.
T: Die Konzerte in den Schulen in den Siedlungen Bogdaschkino und Oktjabrskoe waren sehr interessant. Es gab kaum technische Ausstattung, also mussten wir improvisieren. Den Leuten hat es trotzdem super gefallen. Das war neu für sie und sie haben sich riesig gefreut.
L: Das war schön!
T: Gestern haben wir eine Schifffahrt auf der Wolga gemacht. Das war cool. Wir sind dem Orga-Team sehr dankbar.
- Vielen Dank für das Interview!
L: Spasibo! («Спасибо» auf Russisch heißt «Danke»)
- Welche russische Wörter kennt ihr noch?
- Ja iz Germanii («Я из Германии» ist auf Deutsch «Ich bin aus Deutschland»), menja zovut («меня зовут» ist «ich heiße»), skolko tebe let («сколько тебе лет» ist «wie alt bist du»), ja ljublju tebja («я люблю тебя» ist «ich liebe dich»), kak dela? («как дела» ist «wie gehts»), otschen choroscho («очень хорошо» ist «sehr gut»), spasibo («спасибо» ist «danke»), pozhalujsta («пожалуйста» ist «bitte»). Wir haben drei Jahre lang Russisch in der Schule gelernt.
Die Uljanowsker Musiker der Band «NeFreeT» ihrerseits wollen Deutsch lernen. Brüder Wikleins haben deutsche Wurzeln, sie gehören zu den Russlanddeutschen. <
- Guys, was meint ihr über dieses Treffen und was erwartet ihr?
Aleksej Degtjarjow: Wir waren sehr gespannt auf die Begegnung mit den Jungs von SOF.
Aleksej Wiklein: Ich habe Punk bis dahin mit einer anderen Musikrichtung verbunden. Die deutsche Punkmusik ist anders. Die deutsche Sprache selbst macht die Lieder härter und gibt der Musik eine gewisse Aggressivität. Die Kombination aus Deutsch und Skatepunk ist extrem interessant.
Pawel Wiklein: Ja, wirklich, das sind positive Jungs mit guter Musik.
A.D: Sie haben ein Lieblingsband «ZCK», die leider nicht mehr existiert...
A.W: ...mit dem Sänger dieser Band haben die Jungs von SOF einen Song aufgenommen, der auch auf ihrem neuen Album erscheint und wir sind die ersten Zuschauer, die diesen Song hier in Russland hören.
A.D: Auf der Bühne springen die Jungs wie verrückt, im positiven Sinne gemeint.
P: Die Energie springt aufs Publikum über.
A.D: Wir haben sie gefragt, wie es ihnen gelingt. Schreibi hat sagt, dass das so ein Gefühl ist, als ob man einen Schalter umlegt.
- Wie wird die Begegnung in Zukunft Eure Gruppe beeinflussen?
P: Für uns als junge Musiker war es eine einmalige Gelegenheit am Tag der Stadt aufzutreten. Wir hoffen, dass wir unsere eigenen Spuren in der Geschichte hinterlassen werden, auch wenn nicht jeder unsere Musik mögen wird. Die Hauptsache ist, dass wir in diesem Leben etwas tun und es etwas gibt, was wir später unseren Kinder erzählen können. Für uns selbst haben wir schon etwas erreicht. Übrigens der Manager der Band «Show off Freaks» mochte unsere Musik...
A.W: Ja, wir selber haben ihm auch gefallen.
P: Er hat uns eingeladen, gemeinsam einen Song aufzunehmen. Vielleicht fahren wir bald nach Deutschland. Wer weiß!
A.W: Dafür müssten wir allerdings ein Lied auf Englisch und zwei auf Deutsch schreiben.
Nach den Auftritt haben wir noch einen kurzen Blick hinter die Kulissen geworfen, um zu hören wie die Stimmung ist.
- Wie war Euer Auftritt am Tag der Stadt?
Laabsi: Es war gestern richtig gut! Es war verrückt, dass so viele Leute nach dem Konzert Autogramme wollten. Es gab viele nette Menschen und das hat uns Spaß gemacht.
Toni: Total super! Alle Leute hatten Spaß und die Stimmung war super!
Schreibi: Ich habe wirklich viel Spaß gehabt und ich habe mich sehr gefreut, dass die Leute unsere Musik mochten.
Toni: Wir würden jederzeit wieder nach Russland kommen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
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